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Die Bücher der Hebräischen Bibel



Aufgabe 01:

Lernen Sie die Reihenfolge der alttestamentlichen Schriften und die Abkürzungen auswendig.

 
 

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Das Alte Testament ist eine Sammlung aus, so erscheint es in den deutschen Bibelübersetzungen, 39 einzelnen Büchern. Geht man jedoch auf die Biblia Hebraica, die hebräische Bibel zurück, dann besteht das Alte Testament aus drei Teilen, die sich wiederum aus verschiedenen Büchern (Buchrollen) zusammensetzen. Der erste Teil des hebräischen Testaments ist die Torah, die aus den 5 Büchern Genesis, Exodus, Leviticus, Numeri und Deuteronomium besteht. Im zweiten Teil, den Propheten, stehen die sog. Vorderen Propheten (Jos, Ri, 1+2Sam und 1+2Kön) und die Hinteren Propheten (Jes, Jer, Ez und das sog. 12-Propheten-Buch). Das 12-Propheten-Buch, das so heißt, weil diese 12 kleinen Propheten auf einer Buchrolle gemeinsam überliefert sind, zerfällt dann wiederum in 12 Teile, nämlich die Schriften der einzelnen Propheten (Hos, Jo, Am, Obd, Jon, Mi, Nah, Hab, Zeph, Hag, Sach, Mal). Der dritte Teil des hebräischen Kanons ist der wohl am zufälligsten zusammengestellte. Die sog. Schriften umfassen ganz unterschiedliche Buchtypen: den Psalter (oder die Psalmen), das Buch Hiob, die 5 Rollen für die Festtage (Spr, Ruth, Hld, Pred und Klgl), das Buch Esther, das Buch Daniel und die historisch orientierten Schriften Esr, Neh, 1+2Chr.

Die einzelnen Schriften wurden ursprünglich als separate Schriften verfasst und werden daher auch als Bücher bzw. Buchrollen bezeichnet.


Die Ambivalenz innerhalb der drei Teile ist das Spiegelbild der Geschichte der Kanonisierung der Bücher. Als erste verbindliche Schriftengruppe hat sich die Torah während des 5.Jh.s v.Chr. herausgebildet. Im 4.Jh. v.Chr. folgte dann der Teil Propheten. Erst im 1.Jh. n.Chr. wurde der dritte Teil abgeschlossen, obwohl die jüngsten in ihm enthaltene Schriften bereits aus hellenistischer Zeit stammen dürften. Doch auch die bereits als verbindlich geltenden Bücher haben in dieser Zeit nochmals Überarbeitungen und auch Ergänzungen erfahren (vgl. vor allem TrSach in Sach 12-14). Der Kanonisierungsprozess der hebräischen Bibel lief also alles andere als geradlinig ab. Schriften, die einmal zum Kanon gerechnet wurden, waren als solche verbindlich, was aber nicht bedeutete, dass sie nicht noch erweitert werden konnten. So ist der Kanon erst mit der Festlegung des genauen Konsonantenbestandes als abgeschlossen zu betrachten.


Mit der Entwicklung auf einen Konsonantenbestand hin geht das sich ausprägende Verständnis der Heiligkeit der  Schrift einher. Die Tatsache, dass sie als göttliche Äußerung verstanden wurde, machte es notwendig, sie nicht mehr zu verändern. Die Schrift wurde als ein Teil Gottes verstanden. Dieser Prozess fing mit der Ausbildung der Synagoge in der Exilszeit (587-539 v.Chr.) an und endete mit der Festlegung des endgültigen Konsonantenbestandes. Seitdem werden die Schriftrollen so kopiert, wie sie vorgefunden werden, und das heißt, ein Abschreiber darf nicht mehr als 3 Fehler bei der Abschrift des gesamten Testaments machen, ansonsten ist die Rolle wertlos. Korrekturen sind nicht erlaubt. Diese Genauigkeit führte schließlich dazu, dass der Textbestand des Alten Testaments über mehr als 2000 Jahre nahezu identisch überliefert wurde.

Die älteste vollständige Abschrift des Alten Testaments, die wir heute noch kennen, ist der sog. Codex Leningradensis, der aus dem Jahr 1044 n.Chr. stammt. Aus der Synagoge in Aleppo ist noch eine ca. 100 Jahre ältere Abschrift bekannt, doch sind von dieser nur noch die Propheten vorhanden (sog. Codex Aleppo oder auch syrischer Prophetencodex ). Wie aber können wir dann wissen, dass der Textbestand so identisch erhalten geblieben ist?


Für die hohe Textqualität sprechen zwei Dinge: die frühen Übersetzungen der hebräischen Bibel, die Septuaginta (griechisch) und die Peschitta (syrisch) entsprechen im Wortlaut in weiten Teilen der bekannten hebräischen Bibel. Die Septuaginta reicht bis in die letzten beiden vorchristlichen Jahrhunderte zurück; die ältesten bekannten Handschriften zumindest in das 2.Jh. n.Chr., so dass hier eine recht sichere Textüberlieferung gegeben ist. Neben den frühen Übersetzungen gibt es mit den bei Qumran gefundenen Handschriften einen weiteren Nachweis, der viel über den hebräischen Text verrät. Unter ihnen sind viele Abschriften biblischer d.h. alttestamentlicher Bücher, die in ihrem Konsonantenbestand nahezu identisch mit dem bekannten Codex Leningradensis sind. Einzelne Abweichungen lassen sich häufig als bewusste Korrekturen der Schriftsteller zur Zeit der Abschrift dieser Rollen erkennen. Diese sind jedoch erstaunlich gering. Mehr als 90% des Codex Leningradensis stimmen mit den gefundenen Handschriften überein.

Erst später trat die Punktierung der hebräischen Textes hinzu. D.h. die Lesart der Konsonanten und damit ihre genaue Verwendung und Bedeutung wurde erst durch diese Punktierung festgelegt. Es bildeten sich zwei Schulen heraus, deren Punktuation verbindlich wurden. Der Aleppo-Codex und der Codex Leningradensis sind das Zeugnis jeweils einer dieser Schulen. Die Qumran-Handschriften stammen aus Zeiten vor der Festlegung der Lesart, sind also unpunktiert. Man kann demnach nur den Konsonantenbestand vergleichen, jedoch nicht sicher sein, dass die Leser der Antike auch dasselbe gelesen haben, was seit der Festlegung der Punktuation in diesen Texten zu lesen ist. Dass die Punktierung für das Verständnis des Textes entscheidend ist, hängt am System der semitischen Sprachen, in denen sich Verbformen und z.T. auch Nominalformen nur durch die Verwendung der Vokale unterscheiden lassen.


Die Reihenfolge der alttestamentlichen Schriften unterscheidet sich in der hebräischen und der griechischen Tradition. Die deutschen Bibelübersetzungen richten sich mehrheitlich nach der von der Septuaginta und in ihrer Folge auch von der Vulgata gebotenen Aneinanderreihung. Für das Studium der Ev. Theologie ist die Bücherfolge der Biblia Hebraica entscheidend.

 

Turm von Alexandrien