Apostelgeschichte

 
 

Apostelgeschichte

Am Beginn der Apostelgeschichte steht die schon erwähnte Widmung an Theophilus in Apg 1,1-3. Danach setzt die Erzählung über die Kirche in Jerusalem ein (Apg 1,4-8,3 Hauptperson: Petrus).

Diese Erzählung wiederholt zunächst einen Teil des Lk: die letzten Anweisungen des Auferstandenen und die Himmelfahrt (Apg 1,8). Mit der Darstellung des Lebens der Gemeinde in Jerusalem setzt in Apg 1,12-26 schließlich die nachjesuanische Zeit ein. Zunächst wird die Zwölfzahl der Jünger (ab jetzt Apostel) wieder hergestellt, indem Matthias per Losentscheid in den Kreis der Zwölf nachgewählt wird. In Apg 1,21f. werden dabei die Bedingungen für das Apostelamt genannt: So muss nun einer von diesen Männern, die bei uns gewesen sind die ganze Zeit über, als der Herr Jesus unter uns ein- und ausgegangen ist - von der Taufe des Johannes an bis zu dem Tag, an dem er von uns genommen wurde -, mit uns Zeuge seiner Auferstehung werden.

Die Erzählung über die Pfingstereignisse, die in Apg 2 folgt, zerfällt in drei Teile: In Apg 2,1-13 wird erzählt, wie der Heilige Geist über die in Jerusalem versammelten Menschen kommt und ihnen die Möglichkeit der weltweiten Mission gegeben wird (sie verstehen einander in unterschiedlichen Sprachen). In Apg 2,14-37 schließt sich die Predigt des Petrus an. In dieser Rede verdeutlicht Petrus die Bedeutung von Tod und Auferstehung Jesu, sowie die Ausgießung des Geistes: Angekündigtes ist nun zur Erfüllung geworden und Jesus wurde von Gott zum Herrn und Christus erhoben. Abgeschlossen wird dieses Kapitel schließlich durch die Darstellung des Lebens der Urgemeinde in Jerusalem.

Kapitel 3 erzählt davon, dass die Apostel die Tätigkeit Jesu übernommen haben: Petrus und Johannes gehen zum Tempel und heilen einen Gelähmten. In den Versen 12-26 legt Petrus ihre Tat in einer öffentlichen Rede im Tempel als Aufforderung zur Bekehrung und zum Glauben an die Auferstehung Jesu aus. Diese Geschichte führt zur Anklage Pertus‘ und Johannes‘ vor dem Hohen Rat (Apg 4,1-22). Auch hier hält Petrus eine längere Rede, in der er die Bedeutung des Todes und der Auferstehung Jesu für das jüdische Volk auslegt. Der Hohe Rat bedroht die beiden Angeklagten, versucht aber, einen Volksaufstand zu verhindern, und lässt sie schließlich unbehelligt ihres Weges ziehen. Begleitet werden sie vom Gebet der Gemeinde um Bewahrung (Apg 4,23-31).

In Apg 4,32-5,11 wird die Verfassung der Urgemeinde dargestellt. Entsprechend der Armutsforderung des Lk wird hier das Bild einer Gütergemeinschaft gezeichnet, die jeglichen persönlichen Besitz aufgegeben hat. Hananias und Sapphira, die zur Gemeinde gehören, sich aber nicht an die Besitzaufgabe halten, werden mit dem Entzug des Heiligen Geistes und damit mit dem Tod bestraft.

Apg 5,12-42 nimmt das Thema aus Apg 3,1-4,22 wieder auf: Die Apostel wirken Wunder, werden verhaftet, aus dem Gefängnis von einem Engeln befreit und verteidigen sich anschließend erfolgreich vor dem Hohen Rat.

In Apg 6,1-7 wird ein neues Gremium eingesetzt, das für die Gemeinde von hoher Bedeutung ist: die Sieben zum 'Dienst an den Tischen'. Sie werden von den Aposteln ausgewählt, eingewiesen und durch Handauflegen zum Dienst befähigt. Zwei dieser Sieben treten im Folgenden besonders hervor: In Apg 6,8-7,60 wird von Stephanus erzählt, der wegen seiner Aussage, Jesus werde den Tempel zerstören, verurteilt wird und schließlich gesteinigt. In Apg 7,1-53 hält er eine flammende Verteidigungsrede, in der die Geschichte Israels unter dem Kriterium des Abfalls des Volkes von Gott dargestellt wird. Je größer die Wohltaten Gottes wurden, desto schlimmer wurde der Abfall der Israeliten. Am Ende dieser Geschichte wird das große Gericht stehen, bei dem Gott das Heiligtum zerstören wird.

In Apg 8,1-3 tritt Paulus, hier noch Saulus, erstmals auf. Als Christenverfolger zerstreut der die Jerusalemer Gemeinde. Damit endet die Darstellung der Kirche in Jerusalem.


Mit Apg 8,4 setzt der zweite Abschnitt ein (bis Apg 12,23), in dem die neu entstehenden Kirchen in Judäa und Samarien im Vordergrund stehen. In diesem Abschnitt gibt es mehrere Hauptpersonen, die von Interesse sind: Philippus, Saulus und Petrus. Die Darstellung in Apg 8,4-25 erzählt von der Mission des Philippus, des Petrus und des Johannes in Samarien. Während Petrus und Johannes zum Apostelkreis gehören, zählt Philippus zum Kreis der Sieben. In der Darstellung der Apg haben beide Kreise identische Aufgaben. Apg 8,26-40 berichtet schließlich mit der Erzählung der Taufe des äthiopischen Kämmerers durch Philippus von einer ersten ausländischen Kirche. Die Darstellung läuft darauf hinaus, dass nicht Philippus entschied, einen Ausländer zu taufen, sondern dass dieser bereits vom Heiligen Geist beseelt war, und so die Taufe eine reine Konsequenz des Geistbesitzes ist. Es ist also nicht Werk der Apostel, dass sich das Christentum ausbreitet, sondern es ist Gottes freier Wille, der sich in der Geistgabe an unterschiedliche Menschen ausdrückt.

In Apg 9,1-31 wird eine für die Ausbreitung des Christentums entscheidende Geschichte erzählt: Die Bekehrung des Paulus vor Damaskus durch eine Vision des Auferstandenen. Diese Vision hebt all das, was einen Apostel auszeichnen soll (vgl. Apg 1,21f.), auf und stellt Paulus direkt unter den Auftrag Christi. Aus dem einstigen Verfolger wird nun der vehementeste Streiter für das Christentum.

Mit Apg 9,32-43 kehrt die Darstellung noch einmal zu Petrus zurück und berichtet von dessen Heilungen in Lydda und Joppe. Damit wird die Kontinuität und die Gleichberechtigung des petrinischen und paulinischen Mission bekräftigt. Sie wirken für die gleiche Sache, jedoch an unterschiedlichen Orten, und stehen zueinander nicht in Konkurrenz (eine andere Aussage zu diesem Thema trifft Paulus in Gal 2). Mit der Bekehrung und der Taufe des gottesfürchtigen Cornelius in Apg 10,1-11,18 beginnt auch Petrus mit der Heidenmission, auch wenn es sich hier um jemanden handelt, der aus persönlichem Interesse dem Judentum nahe stand. In 11,1-18 muss sich Petrus dafür vor den Jerusalemer Autoritäten rechtfertigen. Auch in dieser Geschichte wird wiederum der göttliche Wille hervorgehoben: Es war nicht Petrus, der eigenmächtig handelte, sondern er hat mit der Taufe Gottes Willen ausgeführt.

Apg 11,19-30 berichtet über die ersten Gemeindegründungen in Antiochia. Diese unterstützen die Gemeinde in Jerusalem finanziell, da sie seit der Verfolgung durch Saulus mehr oder minder mittellos ist. Apg 12,1-23 erzählt von einer erneuten Verfolgung der Gemeinde, diese Mal durch den König Herodes Agrippa I. Bei dieser Verfolgung wird Jakobus hingerichtet (Apg 12,1-5) und Petrus wird verhaftet (Apg 12,6-19a, Petrus wird jedoch erneut wundersam befreit). Schließlich stirbt Herodes in Caesarea und es kehrt wieder Ruhe in Jerusalem ein (Apg 12,19b-23). Apg 12,24f. berichtet davon, wie Paulus nach Antiochia zurückkehrt. Das Zentrum der Mission verlagert sich damit von Jerusalem nach Antiochia.


Der dritte Teil der Apostelgeschichte erstreckt sich von Apg 13,1 bis zum Ende in Apg 28,31. Seine Hauptperson ist Paulus und im Mittelpunkt der Darstellung stehen von nun an seine Missionsreisen.

Apg 13,1-14,28 berichtet von der ersten Missionsreise des Paulus, die er zusammen mit Barnabas von Antiochia aus unternimmt (Aussendung durch die Gemeinde in Apg 13,1-3). Ihr Weg führt sie zunächst nach Zypern, wo sie den Zauberer Elymas mit ihrem Wunderwirken überbieten und so einen ersten Missionserfolg erreichen (Apg 13,4-12). Anschließend reisen sie durch Kleinasien (Perge, Antiochia in Pisidien, Ikonion, Lystra und Derbe, bis sie schließlich wieder in Antiochia eintreffen). Im Mittelpunkt der Reise stehen Reden des Paulus, die zu Missionserfolgen unter der heidnischen Bevölkerung führen.

Die paulinische Mission erfolgt durchgehend nach einem Schema, das in Apg 13,46 dargelegt wird: Paulus und Barnabas aber sprachen frei und offen: Euch musste das Wort Gottes zuerst gesagt werden; da ihr es aber von euch stoßt und haltet euch selbst nicht für würdig des ewigen Lebens, siehe, so wenden wir uns zu den Heiden. Paulus beginnt seine Mission also zunächst in der Synagoge, wo er in der Regel keinen Erfolg hat. Anschließend wendet er sich den Proselyten (Gottesfürchtige) und Heiden zu, unter denen er Anhänger findet.

Apg 15,1-34 berichtet über ein Treffen der Gemeindeleiter in Jerusalem, dem Apostelkonzil. Auf diesem wird der Beschluss gefasst, dass Heiden, die getauft werden wollen, zuvor nicht zum Judentum übertreten müssen (die Beschneidung als das sichtbare Zeichen des Übertritts zum Judentum ist nicht notwendig). Diesen Heidenchristen werden in Apg 15,19f.28f. Regeln auferlegt, an die sie sich zu halten haben (die ebenso für jeden Juden gelten): Vermeidung des Verzehrs von Götzenopferfleisch, Blut, Ersticktem und Unzucht. Das Ziel dieses Konzils ist es, eine Einheit der Gemeinden aus Juden- und Heidenchristen zu bilden.

Mit Apg 15,36 setzt die zweite Missionsreise des Paulus ein (bis Apg 18,22). Zunächst trennt sich Paulus von seinem Begleiter Barnabas (Apg 15,36-41) und bricht dann von Antiochia aus mit Silas und Timotheus gen Kleinasien auf. Sie durchqueren Lykaonien, Phrygien, Mysien und die Troas und setzen in Apg 16,11 nach Philippi / Griechenland über. In Apg 16,9f. wird eine Vision des Paulus geschildert, derzufolge er aufgefordert wird, in Griechenland zu missionieren. In Philippi trifft Paulus zunächst auf die Purpurhändlerin Lydia, die als Proselytin dem Judentum verbunden ist. Nachdem Paulus und Silas von einer mit einem Wahrsagegeist begabten Frau als Knechte des allerhöchsten Gottes bezeichnet wurden (Apg 16,16-22), landen sie schließlich im Gefängnis, aus dem sie auf wundersame Weise befreit werden. Der Ruf nach Mazedonien, das Bekenntnis der Frau mit dem Wahrsagegeist und die wundersame Befreiung verdeutlichen in ihrer literarischen Abfolge die Grundaussage der Apostelgeschichte: Die Mission unter den Heiden, mit denen Gott die Apostel beauftragt hat, ist von Menschen nicht aufzuhalten. Mit anderen Worten: Die Menschen können Gottes Taten nicht verhindern.

In Apg 17 gelangen Paulus und Silas zunächst nach Thessaloniche (Apg 17,1-9). Von dort reisen sie weiter nach Beröa (Apg 17,10-15) und kommen schließlich in die wichtigste Stadt Griechenlands - nach Athen (Apg 17,16-34). Dort hält Paulus seine Rede auf dem Areopag, bei dem er den Gott Israels als den unbekannten Gott vorstellt, den auch die Griechen verehren.

Mit Apg 18,1-17 kommt Paulus nach Korinth in die bedeutendsten Hafenstadt Griechenlands. Dort gründet er zusammen mit den beiden jüdischen Flüchtlingen Aquila und Priscilla die christliche Gemeinde, an die sich auch die beiden Korinther-Briefe wenden. Paulus muss schließlich auf Betreiben der jüdischen Bevölkerung die Stadt verlassen. Über Ephesus, Caesarea und Jerusalem kehrt er schließlich nach Antiochia heim (Apg 18,18-22).

In Apg 18,23-21,17 wird die dritte und letzte Reise des Paulus geschildert. In Apg 18,23 bricht er aus Antiochia auf und reist nach Ephesus. Dieser Weg ist notwendig, weil in der Gemeinde in Ephesus ein anderer Missionar wirkte (Apollos in Apg 18,24-28, der zwar die richtige Lehre verbreitet, aus Unwissenheit aber einige Dinge nicht verkündet [er weiß nur von der Taufe des Johannes]). In Apg 19,1-7 trifft Paulus dann auf weitere Johannesjünger in Ephesus, die sich zum Glauben bekehren und taufen lassen. Paulus wirkt in Ephesus durch Predigten (Apg 19,8-10) und durch Wundertaten (Apg 19,11-20). In Apg 19,23-40 wird von einem Aufstand der Silberschmiede berichtet, die aufgrund der bildlosen Verehrung des Gottes Israels ihr Geschäft gefährdet sehen.

Apg 20,1-15 berichtet von Paulus weiteren Stationen. Von Ephesus reist er nach Mazedonien und Griechenland weiter, um die dortigen Gemeinden zu besuchen. Mit Apg 20,16 kommt Paulus schließlich nach Milet in der Nähe von Ephesus. Dort versammelt er die Ältesten von Ephesus um sich und hält ihnen eine Abschiedsrede (Apg 20,17-38). Mit dieser Rede blickt er auf seine eigene Wirksamkeit zurück und entlässt die Gemeinde in die kommende Selbständigkeit.

Über Kos, Tyrus und Caesarea kommt Paulus wieder nach Jerusalem (Apg 21,1-17). In diesen Bericht eingebunden ist die Erzählung des Propheten Agabus in Apg 21,10-14. In ihr kündet Paulus seinen eigenen Tod an. Mit Paulus‘ Eintreffen in Jerusalem endet seine dritte Missionsreise. Damit ist die Apg aber noch nicht an ihr Ende angekommen. Im Schlussteil berichtet sie darüber, wie die paulinische Mission und damit das Christentum nach Rom kamen. Dieses verbindet sie mit dem Bericht über die Gefangenschaft und die Überführung des Paulus nach Rom (Apg 21,18-28,31). Die Darstellung zerfällt in drei Teile:

In Apg 21,18-23,22 werden die Ereignisse in Jerusalem erzählt. Zunächst legt Paulus ein Nasiräatsgelübde ab. In Apg 21,27-40 wird über die Verhaftung des Paulus berichtet. Paulus wird des Aufstands gegen die römische Besatzungsmacht bezichtigt, verteidigt sich dann aber vor dem Volk, das ihn angeklagt hat. Dabei geht es nicht mehr um den Vorwurf des Aufstandes, sondern um den Abfall vom jüdischen Gesetz (Apg 22,1-21). Gegenüber dem römischen Kommandanten beruft sich Paulus dann in Apg 22,22-29 auf sein römisches Bürgerrecht. Damit hat er ein Rechtsmittel, das Jesus bei seinem Prozess nicht zur Verfügung stand. Die Darstellung weicht schematisch entsprechend vom Prozess gegen Jesus ab. In Apg 22,30-23,11 verteidigt sich Paulus vor dem Hohen Rat und schafft es schließlich, dass die Lehrunterschiede zwischen Sadduzäern und Pharisäern zur Spaltung des Hohen Rates führen, so dass dieser keinen Entschluss gegen Paulus fasst. Statt dessen wird in Apg 23,12-22 ein Mordanschlag gegen den inhaftierten Paulus durchgeführt, der jedoch scheitert. In Apg 23,23-35 wird dann von der Überführung des Paulus nach Caesarea berichtet. Caesarea war der Sitz des römischen Statthalters. Weil Paulus das Bürgerrecht des Römischen Reiches besitzt, ist juristisch der Statthalter für ihn zuständig.

Mit Apg 24,1 setzt der zweite Teil ein, der über die Ereignisse in Caesarea berichtet. Paulus wird vor dem Statthalter Felix angeklagt und verhört (Apg 24,1-27). Dieser trifft jedoch keine Entscheidung und wird schließlich von seinem Amtsnachfolger Festus abgelöst. Von Festus wird Paulus ein weiteres Mal verhört und beruft sich schließlich auf den Kaiser (Apg 25,1-12). Als letzte Instanz tritt König Herodes Agrippa II (in Apg 25,13-26,32) auf.

Der dritte Teil der Darstellung erstreckt sich schließlich von Apg 27,1-28,31 und berichtet vom Transport des Paulus nach Rom. Vor Kreta gerät das Schiff, mit dem Paulus nach Rom geschafft werden soll, in einen Seesturm (Apg 27,14-26), vor Malta geht es schließlich unter. Paulus muss mit der Gruppe auf Malta überwintern (Apg 27,27-28,10). Dort wirkt Paulus während dieses Winters als Wunderheiler (Apg 28,1-10). Über Alexandria und Syrakus gelangt die Gruppe schließlich nach Rom (Apg 28,11-15), wo Paulus zwei Jahre in offenem Strafvollzug leben und wirken kann (Apg 28,16-31). Die Darstellung endet schließlich nicht mit dem Tod des Paulus, was nach der biographischen Ausrichtung der gesamten Darstellung zu erwarten gewesen wäre, sondern mit der Notiz über Paulus‘ Wirksamkeit in Rom.

In Apg 28,28 wird schließlich das Ziel und der Sinn der gesamten Darstellung in einem Vers zusammengefasst: So sei es euch kundgetan, dass den Heiden dies Heil Gottes gesandt ist; und sie werden es hören.


Die Apostelgeschichte zeigt verschiedene theologische Motive auf, die im Folgenden kurz benannt werden: Der Heilige Geist dient zur Zeugenschaft (Apg 1,8) und befähigt damit zur Mission. Die Erzählung über seine Ausgießung in Apg 2,1-13 ist auf die Mission angelegt. Diese geht grundsätzlich den Weg von den Juden zu den Gottesfürchtigen und dann zu den Heiden. Sie werden also als letzte aufgenommen, was sie aber nicht zu Christen zweiter Klasse werden lässt. Trotzdem existieren die juden- und heidenchristlichen Gemeinden zunächst getrennt voneinander.

Die Apostelgeschichte zeigt eine doppelte Tauftheologie: Entweder führt die Taufe / Bekehrung zur Geistverleihung, oder die Geistverleihung ist schon gegeben, wenn die Taufe erfolgt. Damit ist die Taufe noch nicht zwangsweise der Ort, an dem der Gläubige den Geist erhält.

Die Urgemeinde (in Apg 2-5) zeichnet sich durch Gütergemeinschaft, Einmütigkeit, Geistbesitz und Geistleitung, Gebet, Gebetserhörung und Leidensbereitschaft aus. Damit wird sie zum Vorbild aller christlichen Gemeinden. Die heilsgeschichtliche Wende von den Juden zu den Heiden findet seinen Ausdruck in der Erzählung über Cornelius. Die Visionen des Petrus werden als göttliches Zeichen verstanden, auch Nicht-Juden zu taufen, da auch sie den Geist besitzen. Als nächster Schritt findet das Apostelkonzil statt, bei dem die Corneliusbegebenheit nochmals Gegenstand ist. Mit der Aufnahme der Heiden verändert sich auch das lokale Zentrum: nicht mehr Jerusalem, sondern Rom wird zum Zielpunkt der Darstellung. Die Kirche aus Heiden- und Judenchristen tritt an die Stelle des alten Israels. An Paulus wird erzählerisch die politische Ungefährlichkeit des Christentums expliziert (Apologie). Es wird deutlich, dass sich das Christentum im Blick auf seine politischen Aktivitäten vom Judentum absetzt: nicht die Römer, sondern die Juden verfolgen Paulus und rufen Tumulte hervor. Das Christentum ist also für den Staat nicht gefährlich und deshalb muss der Staat auch nichts gegen das Christentum unternehmen. Paulus wird so in der Darstellung der Apostelgeschichte zum Repräsentanten der zweiten Christengeneration. Er stammt nicht mehr aus dem Jüngerkreis, sondern hat seine Legitimation auf anderes Weise erhalten (Vision vor Damaskus). Die lk Gemeinde verdankt dieser zweiten Generation ihre Existenz und damit auch ihren Glauben. Paulus soll in der Darstellung nicht gegenüber den Zwölfen degradiert werden, sondern ist der vom Herrn selbst berufene 13. Zeuge (Apg 22,15; 26,16).

Mit der Apostelgeschichte (Apg oder Act) finden Sie eine andere Literaturform, die in die Sammlung der ntl Schriften Eingang gefunden hat: die Geschichtsschreibung. Diese Geschichtsschreibung steht in Kontinuität zur Darstellung der Evangelien, doch geht in ihr der biographische Charakter der Evangelien verloren. Dass die Apg in Kontinuität zur Geschichte Jesu steht, erkennen Sie vor allem an zwei Dingen: Zum einen setzt die Apg in Kapitel 1 wieder mit der Geschichte Jesu zwischen Auferstehung und Himmelfahrt ein, zum anderen adressiert Lukas, der Verfasser der Apg, die Darstellung an den gleichen Leser, für den er zuvor auch schon das Lk geschrieben hat: Theophilus (Lk 1,1-4 und Apg 1,1-3). Die Widmung zeigt, dass die Apg von demselben Verfasser stammt und als Fortsetzung des Lk zu verstehen ist.

Die Erzählungen der Apg zeichnen sich vor allem durch ihre große Lebendigkeit aus. Lukas bietet in ihnen theologische Einsichten nicht in der Form abstrakter Gesetze, sondern er vermittelt sie durch eine lebendige Stilisierung der Szenen: Konfrontation mit dem Judentum (Apg 5,21-42) und Kontakte mit dem Heidentum (Paulus und Barnabas in Lystra Apg 14,8-18). Damit zeigt Lukas, dass Gottes Geschichte mit den Menschen sich nicht in Form von Regeln ausdrückt, sondern in gelebter Geschichte. Aus einzelnen Ereignissen können grundsätzliche Einsichten abgeleitet werden. Dieses nennt man Geschichtstheologie.

Vor allem in der Person des Paulus verdichtet sich die dynamische Verkündigung des Evangeliums (gedrängte Darstellung bei drei Missionsreisen). Als besonderes Mittel werden die oftmals sehr langen Reden verwendet (ca. 30% der gesamten Apg bestehen aus ihnen), die keine authentischen Redetexte sind, sondern Werk des Lukas nach hellenistischem Vorbild: Darstellung der Theologie und Markierung wichtiger Wendepunkte (z.B. Apg 2,14-39).

Die Frage nach dem Charakter und dem Umfang der von Lukas verarbeiteten Quellen ist umstritten: Namenslisten, Einzeltraditionen, Wundererzählungen, Missionslegenden. Dass Lukas Quellen verarbeitet haben muss, zeigt der häufige Wechsel zum "Wir-Stil" (Itinerar / Wir-Passagen in Apg 16,10-17; 20,5-15; 21,1-18; 27,1-28,16). Vermutlich verwendet Lukas hier Teile eines Itinerars der Paulusreisen.

Aufgabe 60: Lesen Sie Apg 2 und merken Sie sich die Argumentation des Petrus in Grundlinien. Welches Schriftzitat verwendet er, um zu zeigen, dass mit Jesus die Erfüllung Erwarteten eingetreten ist?

Aufgabe 61: Lesen Sie die Verteidigungsrede des Stephanus und merken Sie sich den von ihm geschilderten Verlauf der Geschichte des Gottesvolkes.

Aufgabe 62: Lesen Sie die Philippusgeschichten in Apg 8. Merken Sie sich, welche Bibelstelle der Kämmerer vor sich hin murmelte.

Aufgabe 63: Lesen Sie die Darstellung der ersten Missionsreise des Paulus. Welche Argumente führt Paulus an, um Menschen zum Glauben an Jesus Christus zu bewegen? Lernen Sie das paulinische Missionsschema auswendig.

Aufgabe 64: Lesen Sie Apg 15,1-35 und lernen Sie die Elemente, von denen sich Christen enthalten sollen, auswendig.

Aufgabe 65: Lesen Sie Apg 16.

Aufgabe 66: Lesen Sie den Bericht über Paulus Athen-Aufenthalt (Apg 17,16-34) und merken Sie sich a. mit welchen Gruppen setzt sich Paulus auseinander, und b. wie Paulus in seiner Rede argumentiert. Welche Dinge nennt er, um den Gott Israels als den höchsten aller Götter darzustellen?

Aufgabe 67: Lesen Sie die Abschiedsrede des Paulus. Wie sieht Paulus seine eigene Wirksamkeit und mit welcher Struktur entlässt er die Gemeinde in die Zukunft?

Aufgabe 68: Lesen Sie den Bericht über Paulus Nasiräatsgelübde und merken Sie sich, warum er dieses abgelegt hat.

Aufgabe 69: Lesen die Verteidigungsrede des Paulus in Apg 22,1-21 und merken Sie sich, welche Argumente Paulus anführt, um seine Rechtschaffenheit zu beweisen.

Aufgabe 70: Lesen Sie die Darstellung über Paulus vor dem Hohen Rat. Mit welchen Lehrunterschieden schafft er es, das Gremium zu spalten?

Aufgabe 71: Lesen Sie den gesamten Abschnitt Apg 24,1-26,32 und merken Sie sich, welche Argumente Paulus vor wem anführt.