Textsicherung

Textsicherung
Textabgrenzung
Mit der sprachlichen Beschreibung setzt die Textarbeit ein. Nachdem Sie sich in der Erstbegegnung ihrer eigenen Vorbedingungen bewusst geworden sind, geht es nun darum, den Text in seiner semantischen Struktur zu beschreiben.
Dazu ist es zunächst wichtig, dass Anfang und Ende des Textes bestimmt werden. Zwar geben die Einteilungen in den Bibelübersetzungen Abschnitte vor, die teilweise sogar Überschriften tragen, doch wurde auch diese Gliederung nachträglich in den Text eingebracht und ist nicht an allen Stellen so eindeutig, wie man es auf den ersten Blick meinen sollte. Erster Schritt der Textarbeit ist es daher immer, den Text von seinem Kontext abzugrenzen.
Die Abgrenzung nach Vorne: Texte geben sprachliche Signale, an denen erkennbar wird, dass ein neuer Text beginnt. Zu diesen gehören Orts- und Personenwechsel, Zeitangaben, Einleitungsformeln etc. Diese gilt es hervorzuheben und damit zu begründen, warum an dieser Stelle ein neuer Textabschnitt einsetzt.
Am Beispiel Mt 8,5-13 wird dieses sichtbar. In V5 setzt der Abschnitt mit: ,Als aber Jesus nach Kapernaum hineinging, trat ein Hauptmann zu ihm; der bat ihn ...‘ Die drei farbig markierten Begriffe stellen sprachliche Signale dafür dar, dass hier ein neuer Textabschnitt beginnt. Mit Kapernaum wird ein Ort angegeben, der im vorstehenden Absatz nicht genannt wird. Das Verb hineingehen zeigt die Bewegungsrichtung an. Mit dem Hauptmann tritt zudem ein neuer, bisher nicht genannter Akteur auf. Es liegt also auch ein Personenwechsel vor.
Die Abgrenzung nach Hinten: Diese stellt sich als etwas schwieriger dar, da Texte nur bedingt Signale setzen, an dieser Stelle beendet zu sein. Zum Teil finden sich Abschlussformeln in Texten, doch ist dies eher die Ausnahme. So ist man bei der Textabgrenzung nach Hinten darauf angewiesen, auch einen Blick auf den nachfolgenden Text zu werfen und dort Zeichen für einen erneuten Textbeginn zu suchen. Auch dieses wird wieder am Beispiel von Mt 8,5-13 vorgeführt: V13 Und Jesus sprach zum Hauptmann: Geh hin; dir geschehe, wie du geglaubt hast. Und sein Knecht wurde gesund zu derselben Stunde. V14 Und Jesus kam in das Haus des Petrus und sah, dass dessen Schwiegermutter zu Bett lag und Fieber hatte. Mt 8,13 weist mit der Erfüllungsansage ,Und sein Knecht wurde gesund zu derselben Stunde‘ eine Formulierung auf, durch die deutlich wird, dass die Erzählung hier beendet ist. Diese reicht aber als Nachweis noch nicht aus, da sich durchaus noch eine Bemerkung über eine Reaktion der Zuhörer oder ähnliches anschließen könnte. So ist der Blick auch auf den folgenden Vers zu richten. In ihm findet sich erneut ein Verb der Bewegung ,kam‘. Dazu wird ein neuer Ort ,Haus des Petrus‘ genannt, an dem sich mit der Schwiegermutter auch eine neue, für die Erzählung wichtige Person befindet. V14 zeigt also mehrere Signale für den Neueinsatz eines Textes, so dass zusammen mit der Erfüllungsansage in V13 ausreichend Merkmale für eine Textabgrenzung in V13 gegeben sind.
Vergleich mehrerer deutscher Bibelübersetzungen
Die uns vorliegenden biblischen Übersetzungen sind, so gut sie auch sein mögen, Textübertragungen. Hebräische und griechische Begriffen haben zum Teil eine andere Bedeutungsbreite, die in einer Übersetzung verloren gehen. Vielmehr versieht die Übersetzung ein Wort mit der Bedeutungsbreite, die dieses Wort in der deutschen Sprache hat. Assoziationen, die beim Lesen derartiger Begriffe aufkommen, können zu einer verschobenen Textwahrnehmung führen. Daher bietet es sich an, mehrere deutsche Bibelübersetzung miteinander zu vergleichen. Ziel ist es dabei, die Bedeutungsbreite der den Text tragenden Begriffe einzuengen, um so der ursprünglichen Textaussage näher zu kommen.
Die Sprachliche Beschreibung von Texten dient zur Wahrnehmung der genauen Textstruktur. Dafür ist ein genaues und kritisches Lesen des Textes notwendig, um die sprachlichen Merkmale zu entdecken. Weiter ist zu überlegen, wie die sprachlichen Merkmale zu interpretieren sind.